Techno Livestyle – Part 2 / 1995 – 1999
Verführungen – Techno und die Drogen
Die Techno Kultur hatte auch seine Schattenseiten. Es gab auch in Hannovers Techno Szene einen Missbrauch von harten Drogen. Mein Freund Daniel verstarb daran. Unter der Woche Party zu machen war nicht mein Ding. Ich persönlich flutete bevorzugt meinen Ecstasy-Kater mit viel Sauerstoff im Fitnessstudio, frischen Vitaminen und ausreichend Schlaf. Montags im Recordshop galt es die besten Tracks vom vergangenem Rave aufzuspüren und in die heimische Plattensammlung zuintegrieren. An den restlichen Tagen schnitt ich Hannover´s Techno Heads den Haircut für´s Wochenende und ging meinem Job als Friseur nach.
Ohne diese Art von (Beschleunigern, Transmitter…) Botenstoffe zum Glück und die davon ausgehende Offenheit hätte sich das Harmoniegefühl im Club nicht so intensiv entwickeln können.
Jedoch entging mir nicht die ständige Nachfrage von Drogen auf Technopartys. Technokultur und Ecstasy sind eng miteinander verbunden. Ohne diese Art von (Beschleunigern, Transmitter…) Botenstoffe zum Glück und die davon ausgehende Offenheit hätte sich das Harmoniegefühl im Club nicht so intensiv entwickeln können. Diese ständige Nachfrage machte einen verbotenen Aspekt sehr verführerisch – das professionelle Organisieren und Verteilen. Eine kurze Zeit lief alles – viel zu einfach. Der Handel und Verzehr von Ecstasy stand 1994 bereits unter Strafe und so erinnerte mich das Urteil einer mild gestimmten Richterin, meine exzessive Form des Technolebens aus den Anfangsjahren zu überdenken. Klar habe ich gehadert diese kurze, intensive Zeit in meiner Vita zu erwähnen, kam aber zum Entschluss, dass es mir wichtiger ist, diesen wichtigen Fakt nicht auszuschließen, sondern auf die Gefahr hinzuweisen. Diese heftige Lektion war ein Einschnitt in meinem Leben und brachte mich zum Glück wieder in die Spur, ich würde heute nicht der sein der ich bin (beim Thema legalise it bin ich dennoch Pro). Aber ein Jeder*e sollte wissen, im Strafvollzug sind Begegnungen mit Menschen an der Tagesordnung die das Leben aus einer Perspektive zeigen, die jenseits der gesunden Realität liegt.
Jede Sekunde an diesem Ort ist schlimmste Verschwendung von Lebenszeit. Der anfänglich so unbeschwerte Techno Zeitgeist steigerte sich immer weiter und ich spielte auf einmal leichtsinnig mit meiner Freiheit. Die Unbeschwertheit hinterließ aber auch bedenkliche Erinnerungen und so manch Eine*r ist daran zerbrochen. Die Zeit war reif, sich wieder den wahren Werten der Technomusik zu widmen.
Der Neuanfang – Die Besinnung auf die wahren Werte
Zwei gut gepflegte 1210 Schallplattenspieler zählen aus dieser Zeit noch heute zu meinen Equipment. Ich fing an mir wieder regelmäßiger Techno- und Housemusik auf Vinyl zu kaufen und erlernte die richtige Handhabung der Techniks 1210. In Hannover war die Epoche der großen Techno Clubs ab ca. 1996 auch erst mal wieder vorbei. Es gab kaum noch nennenswerte Clubs für elektronische Musik. Mousse T hatten in seinem Peppermint Label Store einen kleinen House Club, der sehr gut ankam. Ich hatte allerdings nicht die Muse mich diesem Peppermint Jam Sound anzupassen, nur um auflegen zu können. Nachdem ich anfänglich auf diversen After Hours auflegte, bekam ich schließlich eine Residenz im Liquid angeboten. Die Clubbar befand sich am Ende einer Passage welche direkt unter dem Hauptbahnhof lang führte. Hier lag das damalige goldene Dreieck, das Ausgehviertel Hannovers. Es gab in unmittelbarer Nähe das Osho´s, das ZaZa und das PaloPalo. Das Liquid wahr der kleinste Club, und der Schillerndste.
Mit viel Fantasie, Fleisch und Blut hatten die Brüder Knut und Kai eine Fläche von ca. 30qm in eine futuristische Zeitkapsel, aus skurrilen Accessoires verwandelt. Eine fulminante Cocktailkarte und das Line Up lockte an den Wochenenden Freunde, Gay´s, Nachtschwärmer, Musikliebhaber und die klügsten und schönsten Frauen der Stadt an. Hier war ich viele Jahre sehr glücklich und spielte regelmäßig am Samstag meine Set´s. New York – und French House , verspulte Elektronika oder Very Britisch Big Beats brachten das Liquid besonders in den Morgenstunden regelmäßig zum Kochen.
Dennoch besuchte ich Berlin wieder regelmäßiger, auch tagsüber und so fasste ich den Entschluss, meine Ideen in der Techno Metropole Berlin zu verwirklichen. So zog ich im August 1999 nach Berlin in den Prenzlauer Berg.